Zu einer Informationsveranstaltung anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Hospiz Agape in Wiesloch begrüßte dessen langjähriger Geschäftsführer Stefan Weisbrod, seines Zeichens Bürgermeister von Reilingen, zahlreiche Gründungsmitglieder und Weggefährten des Hospizgedankens.
(bb) So nahmen an diesem Treffen Frau Bürgermeisterin Christiane Staab (Walldorf), Herr Oberbürgermeister Dirk Elkemann (Wiesloch), Christine Ruppert (Leiterin des Hospiz), Josef Eisend (Vorsitzender der Ökumenischen Hospizhilfe Südliche Bergstraße), Hans Klemm (Vorsitzender des Fördervereins Hospiz Agape), Vincent Karfus (Geschäftsführer des ZFP), Dr. Ingrid Rupp und Carina Schneider (Dietmar-Hopp-Stiftung) sowie der Musiker Roland Bless teil.
Stefan Weisbrod eröffnete die Runde mit den Worten „Wenn sich die Jahre segensreich runden, hat man das Konzept gefunden“. Zu diesem Konzept in großem Maße beigetragen hat Josef Eisend als Impulsgeber ebenso wie die Eheleute Annelie und Dietmar Hopp, die aufgrund ihrer großzügigen finanziellen Unterstützung die Gründung des Hospizes erst möglich gemacht haben. Hier spielte auch die enge Freundschaft von Heinz Merklinger, ehemaliger Bürgermeister von Walldorf, und den Eheleuten Hopp eine große Rolle, wie Frau Staab ausdrücklich betonte.
Dass das Hospiz Agape für Dietmar Hopp eine Herzensangelegenheit ist, bestätigte Dr. Ingrid Rupp von der Hopp-Stiftung, die auch den Dank der Eheleute Hopp an das Hospiz-Team und alle Beteiligten überbrachte.
Stefan Weisbrod sprach ein Lob an die Landes- und Bundespolitik aus, weil sich dort in den letzten Jahren die Wertstellung des Hospizgedankens positiv verändert hat. Die Städte Wiesloch und Walldorf, das ZFP und die Ökumenische Hospizhilfe Südliche Bergstraße sind Gesellschafter des Hospizes. Frau Staab und Herr Elkemann als Stadtoberhäupter sind stolz auf diese Einrichtung und bedankten sich bei dem guten Team für ihre Arbeit.
Herr Elkemann erklärte, der von Hans Klemm bereits 2007 gegründete Förderverein, der den Hospizgedanken verbreitete, sowie die Stifterfamilie Hopp „leisten Unglaubliches“. Durch Spenden und Einnahmen aus Veranstaltungen, den Beiträgen der Mitglieder sowie Sponsorengelder mussten die beiden Städte bisher noch keine Zuschüsse zahlen.
Hans Klemm konnte Stefan Weisbrod für dieses Jahr einen Betrag von rund 176.000 € in Aussicht stellen. Im Jubiläumsjahr 2018 sind viele Veranstaltungen geplant, von einer Lesung über Ausstellungen bis hin zu einigen Konzerten.
Ein ganz besonderes Konzert wird am 13. Mai in der Evangelischen Stadtkirche Walldorf stattfinden. Dort singt Roland Bless aus seinem neuen Programm „Sternenstaub“. Roland Bless, Mitbegründer, Schlagzeuger und langjähriger Manager der Gruppe PUR, ist nun als Solokünstler unterwegs und möchte mit seinen Liedern und seinem sozialen Engagement „den Menschen etwas zurückgeben“. Eigene Erfahrungen hat er durch den Hospizaufenthalt von Freunden gemacht, deren Tod er hautnah erlebt hat.
Roland Bless engagiert sich außerdem in vielen anderen sozialen Projekten, u. a. hat er nach dem Amoklauf in Winnenden 2009 die „Gemeinschaft für starke Kinder“ gegründet, die sich gegen Ausgrenzung und Mobbing von Kindern an Kindergärten und Schulen einsetzt.
Christine Ruppert als Leiterin des Hospiz Agape informierte, dass das Hospiz in den letzten 10 Jahren insgesamt 1.183 Gäste beherbergt habe. Das Jahr 2010 war besonders belastend mit 163 Aufnahmen.
Manche Gäste sind nur einen oder mehrere Tage dort, andere verbringen die letzten Monate ihres Lebens im Hospiz. Da mittlerweile die Versorgung durch spezialisierte ambulante Palliativteams (SAPV) und pflegende Angehörige zu Hause durchgeführt werden kann, beträgt der durchschnittliche Aufenthalt im Hospiz zwei bis drei Wochen. Für die Aufnahme ins Hospiz gilt die strenge Vorschrift, dass die Patienten in keiner anderen Einrichtung des Gesundheitswesens behandelt werden können. In diesem Jahr gab es bis jetzt 112 Anfragen, die vom Hospiz hinsichtlich ihrer Notwendigkeit eingehend geprüft wurden. Davon konnten 29 Patienten aufgenommen werden.
Oft werden auch die Angehörigen mit betreut. Sie können im Zimmer des Patienten oder im Besucherzimmer schlafen. Auch für sie nimmt sich das Pflege-Team viel Zeit für Gespräche.
Das Team des Hospiz besteht momentan aus 15 hauptamtlichen Mitarbeitern mit vielen Jahren Berufserfahrung und Palliativ care-Weiterbildung. Es gibt dazu noch 14 ehrenamtliche Helfer, die für Gespräche, Spaziergänge, Essen zubereiten oder „einfach nur da sein“ zuständig sind.
Außerdem sind katholische und evangelische Seelsorger, eine Psychologin sowie Therapeuten (Musik, Kunst, Physio) zu bestimmten Zeiten für die Patienten da.
Unterstützt wird das Team außerdem von Schülern, Praktikanten und Hospitanten.
Mitarbeiter gesucht!
Frau Ruppert teilt mit, dass immer wieder Krankenschwestern/Krankenpfleger gesucht werden. Wer eine Stelle fernab von Krankenhausstress und Zeitdruck sucht, ist im Hospiz Agape richtig. Hier wird nicht nur der „Zeit mehr Leben“ gegeben, sondern dem „Leben mehr Zeit“, denn hier hat man viel Zeit für den Patienten. Dieser gibt den Rhythmus vor und nicht der Zeitplan des Krankenhauses. Die Arbeit im Hospiz wird wertgeschätzt und so mancher Gast wundert sich, dass er nicht in dunkle Räume mit gedrückter Stimmung kommt, sondern in helle Zimmer, die fröhliche Lebensenergie ausstrahlen.
Auch für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) wird noch ein Jugendlicher gesucht. Dieser erhält eine gute Einarbeitung – auch auf mentaler Ebene – und unterstützt das Team des Hospizes bei ihren vielfältigen Aufgaben, ausgenommen die direkte Sterbebegleitung.
Auch Vincent Karfus vom ZFP bedankte sich für 10 Jahre gute Zusammenarbeit.
Josef Eisend von der Ökumenischen Hospizhilfe als „Mann der ersten Stunde“ berichtete,“ Hospizerfahrung sei Grenzerfahrung“. Das Hospiz habe eine ökonomische Seite und eine geistliche Ausrichtung. Mit dem ZFP gebe es eine materielle und geistige Kooperation. Er dankte allen, die – in welcher Art auch immer – für die Gäste im Hospiz die letzten Tage oder Wochen verschönerten.
Sie freuten sich über 10 Jahre Hospiz Agape Wiesloch-Walldorf (v. r.):
BMin Christiane Staab, Hans Klemm, Christine Ruppert, Josef Eisend, Dr. Ingrid Rupp, OB Dirk Elkemann, Carina Schneider, Roland Bless, Vincent Karfus und Stefan Weisbrod
Über die Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 2018 informieren wir in einem separaten Artikel.
Text und Foto: BBinz